Sei es nun – VR-Shooter mit Multiplayer-Fokus sind im Kommen. Ein ganz besonderer Vertreter dieser Gattung ist Pavlov VR. Wir haben den Titel auf Herz und Nieren getestet.
Onward, Firewall: Zero Hour, Stand Out oder Space Junkies sind allesamt sehr gute oder vielversprechende VR-Mehrspieler-Shooter, dennoch hat ihnen Pavlov VR etwas voraus. Denn im Gegensatz zu den eingangs erwähnten Kandidaten bietet der Titel Steam-Workshop-Unterstützung und gestattet es Spielern auf diesem Weg, von Moddern erstellte Inhalte herunterzuladen. Die Folge: Je nach Karte und Spielmodus hat man nicht selten das Gefühl, Counter-Strike oder Call of Duty unter der VR-Brille zu spielen. Inhaltsverzeichnis Dreh- und Angelpunkt von Pavlov VR sind vier Spielmodi, die ihr entweder allein oder mit Bots angehen dürft. Den Anfang macht das allseits beliebte Team Deathmatch, also ein zeitlich begrenzter Schlagabtausch zwischen zwei Mannschaften mit je fünf Spielern. Das Team, welches nach Ablauf des Zeitlimits die meisten Kills erzielt bzw. zuerst ein vorgegebenes Kill-Limit erreicht hat, gewinnt. Typisch für diese vergleichsweise rasante Spielvariante: Segnet jemand das Zeitliche, geht’s ohne längere Wartezeit gleich wieder zurück ins Match. Wer sich also zunächst einmal warmspielen möchte, ist in diesem Modus bestens aufgehoben. Fies aber effektiv: Sofern ihr nah genug an einen Gegner herankommt, könnt ihr ihm das Magazin aus der Waffe reißen. © davevillz In eine ganz ähnliche Kerbe schlägt das normale Deathmatch, in anderen Shooter häufig Free-for-All genannt. Kurz gesagt: Jeder ist auf sich allein gestellt und versucht möglichst viele Abschüsse zu erzielen, während er gleichzeitig darauf achtet, selbst nicht ins Gras zu beißen. Weiter geht’s mit Search & Destroy. Die taktisch anspruchsvollste Spielvariante in Pavlov VR dürfte Genre-Kennern hinlänglich bekannt sein und fühlt sich in der hier dargestellten Variante verblüffend wie eine klassische Partie Counter-Strike an. Will heißen: Team A schlüpft in die Rolle der Terroristen und hat nun die Aufgabe, einen Sprengsatz an einem vorgegebenen Ort auf der Karte zu platzieren und solange zu bewachen, bis er in die Luft fliegt. Team B hingegen verkörpert eine 5-köpfige Spezialeinheit und muss alles daransetzen, die Explosion zu vereiteln, indem es entweder die Bombe entschärft oder alle Terroristen aus dem Verkehr zieht. Bloß nicht vertippen! Das Scharfmachen der Bombe im Search-and-Destroy-Modus erfolgt durch Eingabe einer Zahlenkombination. Die einzutippenden Ziffern werden nacheinander oben links im Display des Zünders angezeigt. © davevillz Größter Adrenalinkick bei Search & Destroy: Genau wie in Counter-Strike verfügt jeder Spieler lediglich über ein Leben. Wurde dieses verwirkt, darf die eliminierte Person erst in der nächsten Runde wieder mitmischen. Anders als im Team Deathmatch stürmen die Match-Teilnehmer also viel seltener blind drauflos und legen stattdessen mehr Wert auf bedachtes Vorantasten und häufige Absprachen. Begünstigt wird Letzteres durch eine gelungene Voice-Chat-Integration. Ebenfalls direkt aus Counter-Strike entnommen wurde eine Shop-Mechanik. Denn auch hier verdient ihr euch durch erfolgreiche Abschüsse Geld, das dann zu Beginn der nächsten Runde für den Kauf besserer Waffen zur Verfügung steht. Seit dem Update auf Version 18 vom 22. Juni 2018 dürft ihr euch außerdem noch mit der aus Call of Duty bekannte Spielvariante Gun Game vergnügen. Das Prinzip ist denkbar einfach und erstaunlich motivierend. Alle Teilnehmer beginnen mit einer besonders mächtigen Waffe – in der Regel der LMG. Gelingt ein Abschuss, drückt euch das Spiel automatisch eine andere, etwas schwächere Waffe in die Hand. Das Ganze geht schließlich solange, bis ein Spieler mit dem Kampfmesser durchs Level rennt und den finalen Kill erzielt. Die Waffenmodelle machen speziell aus nächster Nähe einiges her. Die Umgebungsgrafik ist dagegen vor allem eins: zweckmäßig. © davevillz Zugegeben, in vielen Punkten weisen Pavlov VR und Counter-Strike diverse Ähnlichkeiten auf. Das daraus resultierende Spielgefühl bleibt dennoch ein erfrischend anderes. Hauptgrund dafür ist wie zu erwarten das Medium VR und die daraus resultierenden Möglichkeiten. Um beispielsweise die AK-47 nachzuladen, reicht ein simpler Knopfdruck bei Pavlov VR nicht aus. Stattdessen müsst ihr zunächst den verbrauchten Clip aus der Waffe entfernen, dann zu eurem Ausrüstungsgurt greifen, das neue Magazin in die Waffe stecken und eine Feder nach hinten ziehen. Das Nachladen der Waffen macht erstaunlich Laune. Bei der LMG etwa müssen Sie einen Pratonengurt in den dafür vorgesehenen Schacht legen. © davevillz Ähnlich wie bei Onward funktioniert das Nachladen je nach gewählter Waffen allerdings ein bisschen anders. Bei der abgesägten Schrotflinte etwa rutscht verbrauchte Munition erst dann aus dem Lauf, wenn ihr mit dem Handgelenk eine lässige 90-Grad-Drehbewegung nach links oder rechts vollführt. Oder nehmen wir das großkalibrige LMG. Hier müsst ihr jeden frischen Patronengurt zunächst einmal vorsichtig in den dafür vorgesehen Schacht legen, diesen dann manuell schließen und eure Bleispritze zu guter Letzt noch einmal mit einem ruckartigen Handgriff entsichern. Ebenfalls toll fürs Spielgefühl: Waffen mit viel Rückstoß – beispielsweise Sturmgewehre – sind im Einhand-Betrieb so gut wie nicht zu gebrauchen. Erst wenn ihr den Lauf der Waffe mit der zweiten Hand umgreift, erhöht sich die Präzision merklich. Tipp: Einsteiger aktivieren im Optionsmenü zusätzlich den sogenannten „Virtual Stock“ und sorgen dadurch für noch mehr Stabilität. Clever gelöst: Die Uhr am linken Handgelenk zeigt die Lebensenergie des Helden und noch einige andere Details an. © davevillz Wie es sich für einen zünftigen VR-Shooter gehört, dürft ihr innerhalb der Matches natürlich auch vorsichtig um die Ecke lugen oder bei drohendem Feindbeschuss hinter Deckungs-spendenden Objekten in die Hocke gehen. Oder aber ihr werft eure Waffe zu Boden und reißt eure Arme in die Höhe, um einem Gegenspieler zu signalisieren, dass er euch verschonen soll. Klingt bizarr, ließ sich im Rahmen unseres Tests aber immer wieder beobachten. In seiner Grundfassung bietet Pavlov VR lediglich eine Handvoll Karten. Diese sind zwar prima designt und auch optisch solide gemacht, nach mehreren Dutzend Partien stellen sich gleichwohl Abnutzungserscheinungen ein. Die gute Nachricht: Da Pavlov VR auf der Unreal Engine 4 läuft und Steam Workshop unterstützt, kann auch die Community selbstgebaute Karten beisteuern – und das tut sie ziemlich fleißig und engagiert. Dust II zählt zu den beliebtesten Karten in Counter-Strike. Für die gelungene Pavlov VR-Umsetzung zeichnet der Modder Tarmac verantwortlich. © davevillz In Zahlen gesprochen könnt ihr euch (Stand 13.11.2018) auf sage und schreibe mehr als 290 Community-Karten freuen. Beispiele gefällig? Dann empfehlen wir den Download der Counter-Strike Klassiker Dust II, Cache, Vertigo und Cobblestone. Oder wie wäre es mit Nachbauten von Carentan aus Call of Duty: WW2 oder Highrise aus Call of Duty: Modern Warfare 2? Weit oben auf der Beliebtheitsskala rangieren zudem die Mods Zombie Fairgrounds, Jailbreak und Dolls TT.Deathmatch zum Warmwerden
Counter Strike VR
Pavlov VR: Wummen-Wahnsinn
Gut stabilisiert ist halb gewonnen
Coole Community-Karten
Unsere Wertung
Brainslug
Hallo Sönke,
Danke für die tolle Review! Ich bin Mod im offiziellen Pavlov Discord und arbeite auch an Maps und Mods (und berate den Hauptentwickler Dave so gut es eben geht). Demnächst steht für Pavlov ein Update auf die aktuelle UE4 Version (4.21) an, danach wird es VIELE Neuerungen geben (viel darf ich nicht verraten – aber mehr als zehn Spieler wird es auf jeden Fall geben). Falls Du Interesse hast, nochmal was zu Pavlov zu schreiben, melde Dich einfach bei mir.
Beste Grüße
Brainslug